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28.05.2021 Warum sich Trennen und Recyceln lohnt: Altkleider – Einblicke in den Markt der Alttextilien

Recycling-Symbol: Drei Pfeile (Verwertungskreislauf).
Quelle: Landratsamt Heilbronn

Von konsequentem Wertstoffrecycling profitieren alle Seiten: Bürger, Umwelt, Wirtschaft. Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Heilbronn sammelt in seinen Entsorgungseinrichtungen viele verschiedene Stoffe. Doch welchen Weg nehmen Altglas, Kunststoffe und Co.? Welchen Nutzen bringt Recycling? Antworten auf diese Fragen gibt der Abfallwirtschaftsbetrieb an dieser Stelle. Alle zwei Wochen stellt er in einer Serie verschiedene Wertstoffe und Stoffkreisläufe vor. 

Unser Thema heute: Altkleider – Einblicke in den Markt der Alttextilien

Kleidung - ein Ausdruck der Persönlichkeit und Individualität, gleichzeitig aber auch ein Hinweis auf das Konsumverhalten. Erstrebenswert ist, dass beim Kauf von Kleidung auf Qualität, Nachhaltigkeit - auch bei der Produktion - und Langlebigkeit geachtet wird. Trotzdem gibt es Gründe, sich von Kleidung und Schuhen zu trennen. Die entscheidende Frage ist dann, wohin mit den Altkleidern? 
Eine gute Möglichkeit ist zum Beispiel, gebrauchte Kleidung bei regionalen Kleidermärkten und Basaren zu verkaufen. So bleibt diese ihrer eigentlichen Bestimmung treu, die längere Nutzungsdauer verbessert deren CO2-Bilanz. Alternativ kann auch direkt an gemeinnützige Organisationen gespendet werden. Wenn diese Möglichkeiten nicht infrage kommen, bleibt der Gang zum Altkleidercontainer.
Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Heilbronn sammelt flächendeckend in etwa 250 eigenen Containern (gut erkennbar: rot lackiert) Altkleider, Bettbezüge, Laken, Federbetten, Handtücher und paarweise gebündelte Schuhe. Die Bürgerinnen und Bürger können dieses Material in Säcken verpackt einwerfen. Der Abfallwirtschaftsbetrieb stellt sicher, dass zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe das Material abholen. Im Jahr 2020 kamen im Landkreis Heilbronn rund 810 Tonnen Altkleider zusammen.

Was passiert nach der Sammlung?

Der Landkreis hat hauptsächlich den zertifizierten Entsorgungsbetrieb TopTEX aus Salzgitter mit der Erfassung und weiteren Vermarktung beauftragt. Das Unternehmen sortiert die Kleidung in Ware zur Wiederverwendung und zum Recycling. Zwei Prozent der Sammelmenge sind sehr gut erhaltene Kleider. Diese werden als 1a-Ware direkt am Standort verkauft. 55 Prozent des Sammelguts vermarktet TopTEX als Second-Hand-Kleidung sowohl national als auch international, unter anderem in Osteuropa. 36 Prozent des Materials kann nicht weiterverwendet werden und wird recycelt: Die Textilfläche verwandelt sich in Putzlappen und Faserstrukturen dienen als Rohstoffe für Dämmmaterial im Automobilbereich, für Dachpappen und Matratzeninhalte. Die Sammlung enthält drei Prozent Bettfedern, die wiederaufbereitet werden, sowie zwei Prozent Kunststoffsäcke, die recycelt werden, aber auch zwei Prozent Restmüll.  

Etwa 83 Prozent der Schuhe sind noch so gut erhalten, dass sie weitergetragen und weltweit als Second-Hand-Ware verkauft werden können. Anlagen zerlegen unbrauchbare Schuhe mechanisch in ihre ursprünglichen Bestandteile, um daraus verwertbare Sekundärrohstoffe wie beispielsweise Gummi, Leder oder Schaumstoff zu gewinnen. Also eine nachhaltige Lösung für untragbare Schuhe.

Dienen Altkleider der Umwelt?

Altkleider wieder zu verwenden und Textilien zu recyceln, vermeidet Abfall und spart Ressourcen.  

In der heutigen Zeit ist allerdings aus dem Motto „Kleider machen Leute“ für Modefirmen eine neue Strategie entstanden: Möglichst viel Kleidung in möglichst kurzen Abständen an möglichst viele Menschen verkaufen. Dieses Geschäftsmodell wird auch als „Fast Fashion“ bezeichnet und geht mit immensen Belastungen der Umwelt einher. Im Schnitt kauft jeder Deutsche fünf neue Kleidungsstücke pro Monat. Ein T-Shirt wird manchmal nicht länger getragen als eine Plastiktüte, obwohl dessen Herstellung etwa 2.700 Liter Wasser verbraucht. 
Das bisher kostenfreie System des Alttextilrecyclings steht kurz vor dem Kollaps: Die schlechte Qualität der Billigware macht es immer schwieriger, das Material wirtschaftlich auskömmlich zu sammeln und zu vermarkten. Hinzu kommt die Corona-Krise, die erhebliche Probleme bei Lieferketten und Absatzmärkten mit sich bringt.

Eine Lösung: „Fair-Fashion-“ und „Future-Fashion“-Bewegungen zeigen nachhaltige Wege auf. Im Landkreis zum Beispiel das Friedrich-von-Alberti-Gymnasium in Bad Friedrichshall mit der Initiative „Future Fashion at school“. (Weitere Informationen dazu: www.ff-at-school.de/)

Achtung: Nicht in den Altkleidercontainer gehören verschmutzte Kleider, Teppiche, Lumpen, Stoffreste, Gummistiefel, Skistiefel, Schlittschuhe, Rollerblades sowie Restmüll.
Abgeraten wird von illegalen gewerblichen Sammlungen über Container, Eimer oder Körbe und gewerblichen Sammlern, die eine Gemeinnützigkeit nur vortäuschen.

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