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18.06.2021 Warum sich Trennen und Recyceln lohnt: Getränkekartons

Recycling-Symbol: Drei Pfeile (Verwertungskreislauf).
Quelle: Landratsamt Heilbronn

Von konsequentem Wertstoffrecycling profitieren alle Seiten: Bürger, Umwelt, Wirtschaft. Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Heilbronn sammelt in seinen Entsorgungseinrichtungen viele verschiedene Stoffe. Doch welchen Weg nehmen Altglas, Kunststoffe und Co.? Welchen Nutzen bringt Recycling? Antworten auf diese Fragen gibt der Abfallwirtschaftsbetrieb an dieser Stelle. Alle zwei Wochen stellt er in einer Serie verschiedene Wertstoffe und Stoffkreisläufe vor. 

Unser Thema heute: Getränkekartons

Wie gut ist die Recyclingquote?

Milch, Saft, Eistee oder Tomatenmark - für Flüssiges ist der „Tetra Pak“ eine gängige Verpackung. Mit dem umgangssprachlichen Begriff „Tetra Pak“ sind Getränkekartons gemeint, die von einem der drei großen Hersteller „Tetra Pak“, „SIG Combibloc“ oder „Elopak“ stammen.

Dabei handelt es sich um eine aufwendige Verbundverpackung, die zu 70 Prozent aus Karton besteht. Um die Lebensmittel auslaufsicher und haltbar zu machen, sind weitere Komponenten nötig: Kunststofffolie, ein kleiner Teil Aluminium sowie Ausgießer und Deckel aus Hartkunststoff sind die Bestandteile des Getränkekartons. Damit diese Wertstoffe nicht verloren gehen, sondern recycelt werden, ist der richtige Entsorgungsweg von besonderer Bedeutung.

Der Getränkekarton gehört nicht in den Restmüll, sondern auf den Recyclinghof! Dort wird er sortenrein gesammelt.

Was passiert nach der Sammlung?

Die Erfasser Remondis und INAST holen die Getränkekartons von den Recyclinghöfen ab, pressen sie zu Ballen und stellen sie den Dualen Systemen bereit. Diese sind nach dem Verpackungsgesetz verpflichtet, bei allen Verpackungen bestimmte Verwertungsquoten zu erfüllen. Deutschland recycelt Getränkekartons zwar schon seit Anfang der 1990er Jahre und war damit das erste Land in der Europäischen Union. Doch welcher Anteil wird recycelt und kann Deutschland die bis 2022 gesetzlich vorgeschriebene Quote von 80 Prozent erfüllen?

Getränkekartons kommen zum Recycling in eine Papierfabrik. Dort schneiden Fachfirmen das Material klein und geben es in Becken mit Wasser (sogenannter „Pulper“). Die Kartonfasern lösen sich von den Folien und können wiederverwendet werden: beispielsweise um Faltschachteln, Toilettenpapier oder Wellpappe herzustellen. 

Die verbleibende Schicht aus Polyethylen und Aluminium sowie die Hartkunststoffe nutzt bisher unter anderem die Zementindustrie. Dabei handelt sich allerdings nicht um eine stoffliche, sondern um eine thermische Verwertung, die Materialien werden also verbrannt. 

Deshalb liegt die Quote der stofflichen Verwertung bei Getränkekartons derzeit bei etwa 70 Prozent. Eine Verbesserung liefert zum Beilspiel die Palurec GmbH in der Nähe von Köln mit einer im April 2021 in Betrieb gegangenen Anlage. Deren Technologie ermöglicht es, den Aluminiumanteil, Hartkunststoffe und Folien zu trennen und aufzubereiten. So steigt die Verwertungsquote beim Getränkekarton auf über 90 Prozent. Wichtigste Voraussetzung ist allerdings, dass der Getränkekarton den Weg zum Recyclinghof findet! 

Wie umweltfreundlich ist der Getränkekarton?

Gesetzlich gilt die klare Vorgabe: Mehrweg vor Einweg. Der Getränkekarton ist jedoch bei aller Recyclingfähigkeit eine Einwegverpackung. Doch wie verhält es sich mit der Ökobilanz des Getränkekartons im Vergleich mit einer Mehrwegflasche? 

Entscheidend ist der Transportweg. Hier hat der Getränkekarton durch sein geringeres Gewicht einen Vorteil. Damit Mehrweg wirklich umweltfreundlicher ist, sollte der Verbraucher beachten, dass der Inhalt nicht vom anderen Ende der Republik herangekarrt wird. Es lässt sich sogar recht genau beziffern, wann eine Glasflasche besser abschneidet als der Getränkekarton: Wenn sie weniger als 200 Kilometer transportiert und mindestens 15 Mal benutzt wird (Laut Studie des ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung).

Klar ist: Der Getränkekarton ist im Vergleich zur PET-Einweg-Flasche durch seinen hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen die bessere Wahl.

Übrigens: Bei Milch schneidet der Karton derzeit noch besser ab als die Flasche, da eine Milchflasche aus Glas im Schnitt über 1000 Kilometer Transportweg hinter sich bringt, ein Karton aber rund 700 Kilometer weniger. Hier hilft nur ein flächendeckenderes Netz an Mehrwegsystemen.

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