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Pendler aufs Rad Wege aus dem Stau − Symposium von ADFC und IHK

Quelle: Manfred Rinderspacher

Wie schafft man es, dass in einem Betrieb im Schwarzwald trotz widriger Topographie und fehlender Radwege fast jeder dritte Beschäftigte mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt? E-Bikes, die über ein Leasing-Modell (Jobrad) zur Verfügung gestellt werden, machen es möglich, wie Martina Schneider von Schneider Schreibgeräte in Schramberg auf dem Heidelberger ADFC/IHK-Symposium „Pendler aufs Rad“ berichtete.

Jeder Beschäftigte darf sich ein Rad im Wert von bis zu 4.000 Euro aussuchen, sowie auf Wunsch ein Rad für den Partner, damit auch das gemeinsame Radeln in der Freizeit Spaß macht. Dazu kommen weitere Anreize: Firma Schneider zahlt Vollkasko und Wartung, wer am meisten fährt, bekommt seine Leasingraten erstattet.

Wenn die oberste Ebene mitspielt

„Vieles ist leichter, wenn die oberste Ebene mitspielt“, so Dr. Silvia Körntgen vom ADFC-Landesverband Baden-Württemberg. Seniorchef Roland Schneider, selbst ein begeisterter Mountainbiker, startete mit zunächst zwölf E-Bikes für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese griffen die Idee begeistert auf – heute sind 125 Pedelecs im Einsatz.

Die IHK Rhein-Neckar und der ADFC Rhein-Neckar/Heidelberg hatten eingeladen zum Symposium „Pendler aufs Rad – Wege aus dem Stau“, um auszuloten, wie mehr Beschäftigte zum Umstieg auf das Fahrrad bewegt werden können. Schließlich ist Heidelberg Deutschlands „Pendlerhauptstadt“, wie Moderator Micha Hörnle von der Rhein-Neckar-Zeitung eingangs betonte: 69 Prozent der Arbeitnehmer wohnen nicht in der Stadt. Tägliche Staus mit enormer Umweltbelastung sind die Folge.

Auf die Infrastruktur kommt es an

Der Arbeitgeber kann viel tun, indem er eine gute Infrastruktur zur Verfügung stellt, so Silvia Körntgen: gute Abstellanlagen, Umkleideräume und Spinde, die Möglichkeit zu duschen und die Radbekleidung zu trocknen. Aktionen, wie der „Tag des leeren Parkplatzes“, Radstempelkarte, Fahrsicherheitstrainings und Fahrradergonomie-Beratung können dazu beitragen, das Radfahren unter den Beschäftigten populär zu machen. „Fahrradfreundliche Arbeitgeber sind attraktiver, vor allem für junge und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Darüber hinaus fördert Fahrradfreundlichkeit die Mitarbeiterbindung und das Teamgefühl“, so Körntgen.

Bei 73 Millionen Fahrrädern in Deutschland und 80 Millionen Einwohnern hat statistisch gesehen nahezu jeder Zugang zum Verkehrsmittel Fahrrad, wie Artin Adjemian von der IHK betonte. Bereits drei Millionen davon sind E-Bikes, hier vollziehe sich ein Umstieg zur Elektromobilität – ganz ohne öffentliche Förderung. Adjemian begrüßte auch unter diesem Aspekt die Planungen zum Bau von Radschnellwegen im Land: „Radschnellwege bieten die attraktive Möglichkeit, auch längere Strecken mit dem Fahrrad zurückzulegen.“

Hermino Katzenstein, Landtagsabgeordneter der Grünen und Vorstandsmitglied des ADFC Kreisverbandes Rhein-Neckar Heidelberg, zeigte an zahlreichen Bildbeispielen auf, was eine gute Radinfrastruktur ausmacht, dazu gehören ausreichend breite Wege auch für Lastenräder und Fahrräder mit Anhängern sowie eine sichere Führung insbesondere an Knotenpunkten.

Quelle: Manfred Rinderspacher

Pannenhilfe Tag und Nacht

Radverkehrsbeauftragter Joachim Kaluza aus Erlangen, wo innerorts wie in Heidelberg knapp ein Drittel der Wege mit dem Rad zurückgelegt wird, sieht weiteres Steigerungspotenzial vor allem im Radverkehr, der die Stadtgrenze überschreitet. Hier liegt der Anteil des Fahrrades bisher nur bei 15 Prozent.

Der Landkreis Heilbronn zeichnet sich durch ein innovatives Projekt zur Förderung des Radverkehrs aus, wie Radverkehrsbeauftragter Michael Groß berichtete: 23 über den Landkreis verteilte „Radservicepunkte“, die Tag und Nacht zugänglich sind, halten Werkzeug für den Pannenfall bereit. Dazu kommen 40 „Radservicestationen“, die zu den Öffnungszeiten Rat und Hilfe bieten.

Wegeunfälle vermeiden

Fahrradunfälle können zu langen Ausfallzeiten von Arbeitnehmern führen. Um die Anzahl dieser Unfälle zu verringern, haben sich in der Metropolregion Rhein-Neckar in den vergangenen Jahren mehr als 30 Unternehmen und Institutionen in der Initiative „Sicherer Arbeitsweg“ zusammengefunden. Angestoßen wurde die Idee zu der Initiative im Jahr 2009 von der BASF mit dem Ziel, die Hintergründe der Wegeunfälle zu ermitteln und aktiv dagegen zu steuern. Ziel der Initiative ist es, das Wegeunfallrisiko zu reduzieren, das Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeiter zu fördern und konkrete Gefahrenstellen zu ermitteln, wie Janice Hebel (BASF) berichtete.


„Beeindruckende Ansätze“

„Das sind beeindruckende Ansätze, die hier in der Region mit Leben gefüllt werden müssen“, zog Michael Fröhlich vom ADFC Rhein-Neckar/Heidelberg eine erste Bilanz der Veranstaltung. Es stehe nun an, in den kommenden Jahren ein Netzwerk aufzubauen, das sich dieses Thema annimmt und mehr Pendler aufs Rad bringt.


(Quelle: ADFC Heidelberg - Fotos: Manfred Rinderspacher)